Was gehört eigentlich zu unserer Identität? Erleben wir wegen einzelner Aspekte selbst Diskriminierung oder werten vielleicht auch wir andere Menschen ab, um uns behaupten zu wollen?

Hochaktuelle, aber auch sehr schwierige Fragen, gerade für Siebtklässler. Die Workshops von KUBI-Mitarbeiterin Gelincik Tuzcu an der Johannes-Gutenberg-Gesamtschule JGS in Gernsheim mit vier Klassen der Jahrgangsstufe 7 zeigen jedoch: Die Schülerinnen und Schüler sind dankbar für die freie und offene Aussprache. Das Interesse am Thema Diskriminierung ist sehr groß und die Resonanz deutlich positiv.

Der Siebtklässler Lucas Brückner sagte im Anschluss:

„Ich fand den Workshop sehr informativ und der Inhalt war sehr ergreifend – ich habe sehr viel ins Privatleben mitgenommen. Ich fand es gut, dass wir mal Zeit hatten über diese Themen zu reden. Sonst spricht man diese Themen nicht an, sind oft Tabuthemen.“

Worum ging es genau?

Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau im Februar 2020 hat KUBI als gemeinnütziger Bildungsträger in Frankfurt das Förderprojekt MOND aufgelegt: „Migrant:innen-Organisationen – Netzwerk für Demokratie“. MOND verfolgt grundlegend die Ziele, Demokratie zu fördern, Partizipation zu stärken und über Diskriminierungsformen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder Islamophobie aufzuklären. Im Fokus steht hier vor allem die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten migrantischen Initiativen und Vereinen in FrankfurtRheinMain. MOND-Projektleiterin Gelincik Tuzcu ist darüber hinaus in vielen Schulen zu Gast, um hier Selbstreflexion beziehungsweise kritisches Denken auch in Bezug auf Soziale Medien zu fördern. Viele Schulen fragen initiativ Workshops an.

„Unsere Identität bestimmen wir selbst. Sie kann verschiedene Facetten haben und ist durch Menschenrechte geschützt“, erläutert MOND-Projektleiterin Gelincik Tuzcu den Schüler:innen. Mithilfe eines sogenannten Meinungsbarometers erleben die Jugendlichen, wie es ist, sich zu positionieren, die eigene Meinung zu begründen und bei Widerspruch dazu zu stehen. Ziel der Übung ist es, kritisches Denken zu fördern und einfaches, unüberlegtes „Mitlaufen“ zu erkennen und zu hinterfragen.

„Im Schulalltag erleben wir immer häufiger, dass es zu Diskriminierungen aus unterschiedlichsten Gründen kommt“, bestätigt die Lehrerin der Siebtklässler Zerin Güler-Taş. „Es war wirklich toll, dass die Jugendlichen diesen unabhängigen MOND-Workshop nutzen konnten, um das Thema frei und offen zu besprechen. So lässt sich ergänzend zu unserer Arbeit als Lehrkräfte, noch viel mehr nachhaltige Wirkung für Toleranz erzielen. Und das wird immer wichtiger.“

Die JGS plant nun, regelmäßig für die Mittelstufe Workshops zum Thema Diskriminierung zu veranstalten.

Das Projekt MOND wurde 2024 von der Bundeszentrale für politische Bildung als vorbildlich im Rahmen des jährlichen Wettbewerbes „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet.