Einige Absolventen haben bereits einen Job gefunden. Andere setzen ihr Fachstudium fort: Das „Kontaktstudium – Pädagogische Kompetenz in der Migrationsgesellschaft“ bereitet Geflüchtete und Migrierte, die entsprechende Berufserfahrungen oder Studienleistungen aus ihren Herkunftsländern mitbringen, auf eine Tätigkeit im pädagogischen oder sozialen Bereich vor. Heute endet das zweisemestrige Studium offiziell, das seit März Corona-bedingt nur noch online statt in Präsenzveranstaltungen stattfinden konnte.

„Als ich nach Deutschland kam, wusste ich überhaupt nicht, wie es weitergehen soll“, erklärt etwa die Teilnehmerin Hanin Hizber. Ihr Abitur, das sie aus Saudi-Arabien mitbringt, wird in Deutschland nicht anerkannt. Ihr Studium hatte sie fluchtbedingt abgebrochen. „Das Kontaktstudium ermöglicht mir nun, weiter zu studieren. Und darüber bin ich sehr froh.“

Wie ihr geht es vielen anderen Geflüchteten und Migrierten, die eigentlich gut ausgebildet sind. Doch zum einen werden ihre akademischen Abschlüsse und Studienleistungen hierzulande oftmals nicht anerkannt. Zum anderen ist es ohnehin wichtig, sie auf die Ausübung ihres Berufs im hiesigen Bildungs- und Betreuungssystem vorzubereiten. Dazu hat die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg das Kontaktstudium als akademische Weiterbildung konzipiert. In Frankfurt wird das Angebot vom Verein für Kultur und Bildung e.V. (KUBI) umgesetzt. Zudem findet es in Bremen und Hannover statt. Mit Erfolg: Allein in Frankfurt haben 18 Teilnehmer etwa aus Syrien, Türkei, Tunesien und Eritrea dieses Jahr das Kontaktstudium absolviert. Der Studienbeginn war im September 2019.

Perspektiven entwickeln

„Mit dem Kontaktstudium entwickeln die Teilnehmenden eine Perspektive für ihr berufliches Weiterkommen“, erläutert Aline Theobald von KUBI, die das Studienangebot in Frankfurt koordiniert. Doch auch das Bildungssystem profitiert. Denn pädagogische Fachkräfte werden dringend gesucht. Geflüchtete und Migrierte mit entsprechenden Vorkenntnissen können helfen, die Nachfrage zu decken. Mit ihren individuellen Sprachkenntnissen und kulturellen Hintergründen bringen sie zudem wichtige Kompetenzen für ein zukunftsfähiges Bildungsangebot in einer Vielfaltsgesellschaft mit.

Bringen wertvolle Erfahrungen mit

Vor dem Hintergrund bedauert Prof. Dr. Rudolf Leiprecht, Hochschullehrer für Diversitätsbewusste Sozialpädagogik und Leiter des Projekts, dass Geflüchtete mit der Anerkennung ihrer bereits erworbenen beruflichen Qualifikationen zu kämpfen haben. „Diese Erfahrung der Nicht-Anerkennung ist für die Betroffenen sehr deprimierend. Dabei bringen sie so viel an wertvollen Erfahrungen und Kenntnissen mit. Mit dem Kontaktstudium erhalten sie diese Anerkennung offiziell. Zudem bauen wir das Studienprogramm auf ihre individuellen Ressourcen auf.“

Die Absolventen wurden bereits gestern Nachmittag feierlich verabschiedet: Corona-bedingt leider nur im Rahmen einer Online-Veranstaltung. Prof. Dr. Merle Hummrich von der Goethe-Universität Frankfurt lobte die Absolventen, dass sie auch unter diesen erschwerten Bedingungen ihr Studium gemeistert habe. „Herzlichen Glückwunsch dazu. Sie haben einen wichtigen Schritt gemacht und ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt verbessert.“ Der nächste Durchgang des Kontaktstudiums wird in Kooperation mit der Frankfurter Goethe-Universität stattfinden. Das Kontaktstudium findet seit 2018 statt. Finanziert wird das Programm unter anderem von der Europäischen Union aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds sowie vom Niedersächsischen Sozialministerium und der Stadt Frankfurt. In Hannover wird das Kontaktstudium in Kooperation mit kargah e.V. und in Bremen bei der effect gGmbH angeboten.

Der Anmeldetermin für das nächste Semester wird baldmöglichst bekannt gegeben. Weitere Informationen: http://www.kubi.info/de/node/268

Über KUBI

Der Verein für Kultur und Bildung (KUBI e.V.), Frankfurt am Main, verfolgt das Ziel, die schulischen und beruflichen Integrationschancen von jungen Menschen gleich welcher Herkunft zu verbessern und die Verständigung über Kulturgrenzen hinweg zu fördern. Dazu realisiert KUBI viele Angebote und Projekte von der Berufsorientierung über berufliche Bildung und Ausbildungscoaching bis hin zu Erziehungshilfen sowie Integration und die Betreuung von Geflüchteten. Darüber hinaus unterstützt KUBI auch Unternehmer der Migrantenökonomie. KUBI wurde 1993 von Deutschen und Türken gegründet und zählt heute zusammen mit seiner Tochtergesellschaft
BIKU gGmbH rund 200 Mitarbeitende aus 16 Nationen. www.kubi.info 

Pressekontakt

Christian Bischoff

bischoff@kubi.info / presse@kubi.info

Tel: 069-87 00 258 -37 / www.kubi.info