Frankfurt am Main, 18.02.2022.
Anlässlich des Gedenktages zum rassistischen motivierten Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 erklärt Arif Arslaner, Geschäftsführer von KUBI Gesellschaft für Kultur und Bildung:
Neun Menschen sind in Hanau ermordet worden – einzig allein aufgrund ihrer Herkunft. Was ihnen angetan wurde, lässt sich nicht wieder gut machen. Das Leid ihrer Angehörigen lässt sich nicht aufwiegen.
Zwei Jahre sind vergangen. Seit zwei Jahren verfolgen wir die Debatten um die Aufarbeitung der rassistischen Morde in Hanau am 19. Februar 2020. Es ist gut, dass diesem Tag gedacht wird. Es ist gut, dass sich die Gesellschaft nach wie vor betroffen und solidarisch zeigt. Aber es müssen auch die richtigen Schlüsse gezogen werden. Denn: Hanau ist kein Einzelfall. Hasskriminalität hat in den letzten Jahren zugenommen.
Insofern ist es zu begrüßen, wenn die Bundesregierung gesellschaftliches Engagement, politische Bildung und Extremismusprävention, wie nun anlässlich des Jahrestages der rassistischen Morde in Hanau angekündigt, weiter stärken möchte und das Demokratiefördergesetz auf den Weg bringt. Es ist auch gut, dass nun ein nationaler Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt eingeführt wird, der ab sofort jährlich am 11. März stattfinden soll.
Was wir brauchen, ist eine wehrhafte Demokratie, die dem Rassismus, Antisemitismus und jeder anderen Form gruppenbezogener Diskriminierung die Stirn bietet. Was wir brauchen, sind möglichst viele engagierte Menschen, die sich für Demokratie und für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen. Was wir dagegen nicht brauchen, sind politische Gruppierungen, die einen Anschlag wie in Hanau für andere politische Zwecke instrumentalisieren.
Zu unseren wichtigen Aufgaben gehört es daher, Menschen unabhängig ihrer politischen oder religiösen Orientierung sowie ihrer (kulturellen) Identität unter dem gemeinsamen Dach der Demokratie zu vereinen. Trotz der Vielfalt an Kommunikationskanälen, wie etwa den sozialen Medien, gewinnt man gelegentlich den Eindruck, dass Menschen nicht mehr, sondern weniger miteinander reden – und sich stattdessen in ihren communities und Weltbildern verschanzen. Wir sollten uns zum Ziel setzen, wieder mehr miteinander zu kommunizieren und einander zuzuhören. Ein Weg dahin ist, Vereine, Organisationen und andere gesellschaftlich Akteure miteinander zu vernetzen und gemeinsam für die Vermittlung demokratischer Werte und gegenseitiger Solidarität zu werben.
Der Mordanschlag in Hanau lässt sich leider nicht ungeschehen machen. Doch den Angehörigen sind wir nicht nur heute, sondern auch in Zukunft unsere Solidarität schuldig. Es muss alles dafür getan werden, die vielen offenen Fragen, die die Angehörigen haben, zu beantworten. Denn es stellt sich nicht nur die Frage, wie wir solche Taten verhindern können, sondern auch, wie wir hinterher damit umgehen.
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